Tipps für neue Helfer

Hier ein paar nützliche Informationen und Tipps für neue ehrenamtliche Helfer bzw. Paten:

Der Helferkreis Asyl OIching setzt für jede Familie sogenannte Paten ein (das kann auch gerne eine Familie oder ein paar Freunde sein), die den Asylbewerber-Familien als persönlicher Ansprechpartner dienen. Die Paten sollen Orientierung zum Leben in Deutschland und Olching geben und helfen, die Alltagshürden zu überwinden. Aber immer mit dem Ziel, Selbständigkeit zu erwerben. Konkret: Behördengänge, Arztbesuch, Einkaufsmöglichkeiten, Impfung; aber auch Vermittlung unserer Werte: Sauberkeit und Hygiene, Pünktlichkeit und Ordnung, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit, Verkehrsregeln und Mülltrennung…

Die Patenschaft ist sicherlich die Aufgabe, die am meisten fordert, durch die persönliche Beziehung aber auch ganz besonders befriedigt.

Weil diese Aufgabe sehr vielseitig ist, hier ein paar Erläuterungen:

  • Orientierung geben: Die Paten sollen den Asylbewerbern Orientierung geben in Deutschland und speziell in Olching. Hier beginnt die Integration. Das beginnt mit den Einkaufsmöglichkeiten, dem Weg zum Landratsamt; wo finde ich einen Arzt?.. und endet bei der Motivation, Deutsch zu lernen, einen Job und eine Wohnung zu finden. Da unsere Flüchtlinge aus Kulturkreisen mit weitgehend anderen Werten, Gesetzen und Gewohnheiten kommen, müssen oft uns selbstverständliche Dinge erklärt werden – von den Menschenrechten angefangen (z.B. Demokratie, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung) über das Grundgesetz (Asylgesetz, demokratischer Prozess,..) bis hin zu Verkehrsregeln (muss ich bei roter Ampel wirklich stehen bleiben?). Darüber nachzudenken und es auf einfach transportierbare Formeln zu bringen, ist meist sogar für uns alle erhellend.
  • Hilfe zur Selbsthilfe: Dem Asylbewerber ständig alles abzunehmen erzieht ihn zur Lethargie und der Pate wird ausgelaugt. Wir wollen, dass die Asylbewerber selbständig werden und nicht abhängig von den Paten. Also helfen, eine Hürde zu nehmen, beim nächsten Mal noch schauen, ob es alleine klappt und beim dritten Mal frei schwimmen lassen. Es schadet also gar nicht, wenn man als Pate öfters mal nein sagen muss.
  • Selbständigkeit: Ziel der Paten ist es, dass ihre Schützlinge in dem für sie fremden Land selbständig werden. Immer daran denken: die meisten Flüchtlinge haben einige tausend Kilometer Flucht trotz widrigster Umstände „organisiert“ und gemeistert. Sie haben zuerst einmal das Recht, sich geborgen zu fühlen und von den Strapazen auszuruhen. Aber dann geht das richtige Leben los.
  • Hürden: Manche Paten suchen gerne das Abenteuer einer interkulturellen Patenschaft, sind sich aber unsicher, ob sie das, was auf sie zukommt, auch leisten können. Diese Barriere wird am besten durch Probieren, durch Training-on-the-job aus dem Weg geräumt. Die Sprachbarriere ist keine wirkliche, es gibt oft Englisch, meist auch andere Asylbewerber als Dolmetscher und notfalls „Hände und Füße.“ Und: umso mehr die Asylbewerber merken, dass die Kommunikation schwierig läuft, desto mehr werden sie die Notwendigkeit erkennen, Deutsch zu lernen.
  • Und wenn die Chemie nicht stimmt? Kein Pate wird an seine Schützlinge „gekettet“. Da kann die Chemie zwischen den Betroffenen nicht stimmen, aber auch der zeitliche Einsatz, den man nicht mehr leisten kann. Wenn es nicht mehr geht, dann suchen wir gemeinsam nach einer Lösung.
  • Und wenn ich einmal nicht kann? Wir haben auch ein paar Springer an der Hand für den Fall, dass z.B. ein Behördentermin ansteht und der eigentliche Pate keine Zeit hat.
  • Mit welchem zeitlichen Aufwand muss ich rechnen? Das regelt jeder Pate selbst mit seinen Schützlingen. Von ein Mal in der Woche vorbeischauen bis hin zur „Mutter der Unterkunft“ haben wir alles im Programm. Es gibt Familien, die einen etwas höheren Betreuungsaufwand brauchen (Ältere, Schwangere,…). Aber es gibt auch bereits weitgehend Selbständige, weil sie auch schon eine Zeit lang da sind und sich schon auskennen.
  • Jetzt zum Kennenlernen. Wir handhaben das grundsätzlich so, dass wir in der Unterkunft als Besucher, als Gäste auftreten. D.h. nur während der Zeiten, in denen die Unterkunft offen ist (8:00 – 22:00) und die Zimmer betreten wir nur nach Anklopfen und einer Aufforderung zum Eintreten. Um das Eis zu brechen, haben einige Paten Tee und Kekse mitgebracht, diese Tradition verstehen alle aus dem arabisch-orientalischen und auch schwarzafrikanischen Raum. Wenn Englisch nicht die Sprachbasis bildet, dann kann meist ein anderer Asylbewerber, der schon etwas Deutsch spricht, etwas übersetzen. Kinder und Jugendliche sind da oft um einiges weiter als ihre Eltern.
  • Was geht man konkret wie an? Es gibt keinen Masterplan, jeder hat es bislang wahrscheinlich auf anderem Weg probiert. Am besten zuerst gegenseitiges Vertrauen aufbauen, miteinander die Situation besprechen (die Kriegsereignisse und Fluchtumstände nur ansprechen, wenn die Leute das selbst wollen!), fragen wo es klemmt und sich gemeinsam überlegen, wie eine Hilfe aussehen könnte. Und immer daran denken, nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten, Erziehung zur Selbständigkeit. Zuerst die dringenden Probleme angehen (Behörden, Arzt, Einkaufen, Winterkleidung, Impfen, Einschulung..), dann erst die langfristigen (Deutschunterricht organisieren, Hausaufgabenbetreuung, Sport, Freizeit, Fahrrad, später Job und, im Falle der Anerkennung, Wohnung).
  • Türöffner: Sicherlich wissen alle Asylbewerber, dass es Paten gibt. Gerne formulieren wir mit den neuen Paten ein Begrüßungsschreiben, in dem sie sich vorstellen und einen Termin für einen Erstkontakt vorschlagen, und übergeben es den „Schützlingen“

Und dann suchen wir auch Helfer für die Kinderbetreuung, Hausaufgabenbetreuung, für den Deutschunterricht, für Sportaktivitäten, die Kleiderkammer, als Dolmetscher und als Springer, wenn wer ausfällt:

In der Kinderbetreuung möchten wir u.a. den Kleineren Geborgenheit und etwas Freude schenken, sei es beim Spielen, Basteln, Vorlesen oder Höhlen bauen. Und natürlich die Mamas etwas entlasten, damit sie auch mal was alleine besorgen können. Wir haben in einer der Unterkünfte gerade ein Spielzimmer eingerichtet mit Regalen für Spiele etc., mit Matratzen zum Kuscheln, Kostümen zum Verkleiden.

Die Hausaufgabenbetreuung richtet sich an die Schulkinder, weil häufig das Deutsch noch nicht so weit reicht, dass sie die Aufgabe sprachlich verstehen. Aber auch inhaltlich muss man halt über kleine Hürden hinweghelfen und das Erlernte einüben – wie bei jedem anderen Kind auch. Die Eltern kennen und können das oft nicht. Dazu richten wir in einer der Unterkünfte gerade zwei Unterrichtsräume ein und möchten ein tägliches Betreuungsangebot mit festem Stundenplan einrichten. Mehrere Helfer/innen kümmern sich schon darum.

Deutschunterricht erteilen wir selbst meist nicht, wir suchen für unsere Flüchtlinge nur die passenden professionellen Angebote. Und wir bieten ihnen gerne Deutsch-Konversation an, denn ohne laufendes Training geht Erlerntes schnell verloren. Wir erwarten von allen Asylbewerbern, dass sie intensiv Deutsch lernen, denn ohne Deutsch kein Job, ohne Job keine Wohnung, und ohne Wohnung keine Perspektive.

Mit Sportaktivitäten versuchen wir, den relativ eintönigen Alltag von Asylbewerbern etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Neben Fußball und Laufen wollen wir auch Schwimmkurse organisieren, denn schwimmen können die meisten überhaupt nicht. Wir vermitteln auch kostenlose Mitgliedschaften in den Olchinger Vereinen.

Die Kleiderkammer wird mit gespendeten Kleidern bestückt und bietet jedem Flüchtling die Möglichkeit, dort kostenlos zu festen Öffnungszeiten Kleidung und Schuhe zu beziehen. Aber auch Geschirr und andere Haushaltsgegenstände werden dort verteilt. Da muss viel entgegengenommen, sortiert und gelagert und die Ausgabe überwacht werden.

Dolmetscher für Arabisch, Farsi, Pashto, Dari usw., aber auch Englisch und Französisch suchen wir natürlich immer. Sei es bei der Hausaufgabenbetreuung, aber auch als Begleiter zu Behörden oder Ärzten als Springer oder Unterstützer des Paten.

Der Zeiteinsatz: es gibt keine Vorgaben, jeder kann sich engagieren, so wie er kann und mag. Der Zeiteinsatz eines Paten ist natürlich schwer abschätzbar, da es auch vom Betreuungsbedarf der Familie abhängt. Da sich öfters Mamas mit kleinen Kindern und auch Berufstätige – beide mit knapper Zeit fürs Helfen – melden, können wir auch gerne Patengemeinschaften bilden, so dass der zeitliche Einsatz geteilt wird. Bei den anderen Betreuungen hilft uns jede Stunde, die geleistet wird.

Wichtig wäre jetzt, dass wir wissen, wie ihr eingesetzt werden möchtet und wann und wie viel Zeit ihr hättet. Unser Prinzip ist: fangt mit dem Helfen einfach an; schaut, ob es euch gefällt und ob der zeitliche Einsatz passt; wenn nicht, dann ändern wir es.

Übrigens: alle Helfer erhalten einen Helferausweis und sind während ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit versichert.

Haben wir euch neugierig gemacht? Dann stürzt euch einfach in dieses interkulturelle Abenteuer. Es ist einfach schön und befriedigend, helfen zu können!

Die Ehrenamtlichen des Helferkreises Asyl Olching